Studiojahr Schauspiel

Die Zertrenn­lichen

Foto: Jessica Schäfer
von Fabrice Melquiot
Klassenzimmerstück
Box
Deutschsprachige Erstaufführung 26. November 2017
TEAM
Bühne: Martin Holzhauer
Video: Sami Bill
Dramaturgie: Ursula Thinnes
BESETZUNG
Kristin Alia Hunold, Philippe Ledun
INHALT
9 Jahre alt und irgendwie verliebt. Romain und Sabah träumen sich in imaginäre Welten hinein: Er liebt das Galoppieren auf Pferden, sie versteht sich als Indianerin mit Feder im Haar. Die Freundschaft, die die beiden zu Unzertrennlichen macht, wird schon bald durch die Vorurteile ihrer Familien gefährdet. Sabah hat algerische Wurzeln, Romains Eltern sind Franzosen. Durch die Freundschaft der Kinder eskaliert der Alltagsrassismus zwischen den Eltern und Sabah muss mit ihrer Familie in eine andere Stadt ziehen. Romain und Sabah sind »zertrennt« – und hätte Fabrice Melquiot sein Stück voller Speed und Komik an diesem Punkt nicht weiter geschrieben, es wäre ein trauriges Ende. Im Schnelldurchgang lässt Melquiot seine Helden erwachsen werden, sich neu verlieben, Liebeskummer haben, vom Glück träumen, das Unglück überwinden. Die Erfahrung ihrer ersten, alle kulturellen Schranken überwindenden Liebe hat sie stark gemacht.

Fabrice Melquiot ist einer der bekanntesten Autoren Frankreichs und erhielt für sein Gesamtwerk 2008 den Theaterpreis der Académie Française.

Das Studiojahr Schauspiel wird ermöglicht durch die Aventis Foundation, Crespo Foundation und die Dr. Marschner Stiftung.
PRESSESTIMMEN
»[…] eine wunderbare Spielvorlage für begabte Darsteller, die Schule und Kindheit als besseren Dschungel herbeizaubern und anmutig-frech alle Reifegrade durchlaufen: Magie, Schrecken, Schönheit des kindlichen Kosmos. Mit Fantasie und arabischen Keksen bewehrt, eigensinnig und einfühlungsstark, machen sie den radebrechenden Singsang des einen Vaters so greifbar wie den Moment, da ein Sohn den Vater als Rassisten sieht.«
Frankfurter Neue Presse, 27. November
»[…] Auch in der Box kom­men Sa­bah und Ro­main, träu­me­risch, skep­tisch, wit­zig, klug, dem Zu­schau­er ganz nah. […] In „Die Zer­trenn­li­chen“ ge­lingt es ihm, das The­ma Ras­sis­mus, zu­mal Rei­bun­gen zwi­schen fran­zö­si­scher und al­ge­risch­stäm­mi­ger Be­völ­ke­rung, mit viel Witz und ei­nem Hauch Ro­meo und Ju­lia zu ver­bin­den[…].«
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 28. November
»[…] Die kleine Arbeit von ungefähr einer Dreiviertelstunde Dauer hat ihren Charme. Der gründet besonders auf den jungen, mit Sportklamotten und Kopfhörern wie im wahren Leben ausstaffierten Darstellern von der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst […]. Die Inszenierung ist von jener stringent-spielerischen Art, in der zwei Stühle und das Fellfutter einer Jacke zum Hirsch deklariert werden und ein Zopf Sabahs mit einem Handgriff zum Bart ihres Vaters mutiert, dessen Gehabe sie nachahmt […].«
Offenbach Post, 28. November
»[…] Alles Geschehen ist über die Erzählung der Kinder vermittelt. Diese im Stück angelegte Erzählstruktur betont konsequent, wie sehr das Verhalten der Eltern die Denkweise ihrer Kinder bestimmt. Dies geschieht so lebendig und überzeugend, dass man im kargen Bühnenraum keine die Vorstellungskraft stützenden Elemente vermisst. In der einem Klassenzimmer vergleichbaren Nähe der Box werden Liebe, Trauer, Distanz und Verwirrung präzise spürbar. „Die Zertrennlichen“ […] ist am Schauspiel mit viel Geschick für das deutschsprachige Publikum entdeckt worden […].«
Frankfurter Rundschau, 28. November
Foto: Jessica Schäfer