Spielzeit-Schwerpunkt

TEXTLAND Literaturfest 2020

Im Rahmen der Tage der Jüdisch-Muslimischen Leitkultur
Lesungen, Performances und Gespräche
Schauspielhaus
24. Oktober 2020
MODERATION
Moderation: Katja Herlemann, Leon Joskowitz, Miryam Schellbach
MIT
Max Czollek, Alexandru Bulucz, Nuran David Calis, Marina Frenk, Sandra Gugic, Ronya Othmann, Necati Öziri, Tucké Royale, Lea Schneider, Daniela Seel, Gerhild Steinbuch, Malu Peeters, Deniz Utlu, Senthuran Varatharaja und Olivia Wenzel sowie Mitgliedern des Ensembles des Schauspiel Frankfurt und des Studiojahres Schauspiel
INHALT
Gemeinsam mit dem Literaturprojekt Textland laden das Schauspiel Frankfurt und das studioNaxos zu einem Kunstfest ein, das eine literarische Brücke zwischen den beiden Häusern baut: Der Auftakt findet im Schauspiel statt, am Nachmittag geht es im Theater Naxoshalle weiter. Als eine explorative Studie in Sachen wehrhafter Kunst präsentieren Lyriker_innen, Theater- und Romanautor_innen in Lesungen, Performances und Gesprächen die Möglichkeiten und Perspektiven literarischer Formen, in denen die Realitäten einer Postmigrationsgesellschaft aufgehoben sind und weitergedacht werden.

Das Literaturfest findet im Rahmen der von Max Czollek kuratierten Tage der Jüdisch-Muslimischen Leitkultur statt, mit Veranstaltungen in Theatern und Institutionen im gesamten deutschsprachigen Raum vom 3. Oktober bis 9. November 2020. Im 30. Jahr der sogenannten Wiedervereinigung, 20. Jahr des Debattierens einer „deutschen Leitkultur“ und 10. Jahr seit Erscheinen von Sarrazins Kampfschrift eines neovölkischen Denkens geht es darum, die deutsche Gesellschaft so zu denken, wie sie heute schon ist: als eine Gesellschaft radikaler Vielfalt. Dabei wird die Kunst als Ort ernst genommen, an dem diese neue Realität gedacht und umgesetzt wird.

Programm

Schauspiel Frankfurt

11 Uhr
Panel I
Impulsvortrag von Max Czollek: »Wehrhafte Kunst – Neue Narrative und Kritik«

Im 30. Jahr der sogenannten Wiedervereinigung, im 20. Jahr des Debattierens einer »deutschen Leitkultur« und im 10. Jahr seit Erscheinen von Sarrazins Kampfschrift eines neovölkischen Denkens geht es darum, die deutsche Gesellschaft so zu denken, wie sie heute schon ist: als eine Gesellschaft radikaler Vielfalt. Dabei wird die Kunst als Ort ernst genommen, an dem diese neue Realität gedacht und umgesetzt wird. Max Czollek sei, gibt Jamal Tuschick als dessen Berufsbezeichnung an, »Chefingenieur einer jüdisch-muslimisch-feministisch-queeren Leitkultur, mithin einer von jenen, die der Mehrheitsgesellschaft die Marginalisierungswerkzeuge ganz einfach aus der Hand nehmen wollen.«


Panel II
Podiumsdiskussion: »Literatur und die Gesellschaft radikaler Vielfalt – Positionen aus Prosa, Theater und Lyrik«

Mit:
Nuran David Calis (Perspektive Theater)
Daniela Seel (Perspektive Lyrik und Literatur)
Senthuran Varatharajah (Perspektive Literatur und Essay)
Moderation:
Katja Herlemann und Max Czollek

Nach einem Impulsvortrag des Kurators Max Czollek zur Schnittstelle von ästhetischer und gesellschaftlicher Praxis kommen auf dem Podium Perspektiven aus unterschiedlichen literarischen Feldern zusammen. Im Zentrum stehen die Fragen: Ist Literatur Realisierung der Möglichkeit des Neuen, Ausdruck einer Gesellschaft der radikalen Vielfalt? Oder ist sie ein Symptom der Trägheit politischer und kultureller Konzepte und hat sie damit Anteil am Verfehlen der Gegenwart?

Theater Naxoshalle

15 Uhr
Panel III
Dramatische Literatur und emanzipatives Theater
Szenische Lesungen mit Ensemblemitgliedern des Schauspiel Frankfurt und des Studiojahrs Schauspiel und Gespräch
Mit:
Necati Öziri
Tucké Royale
Gerhild Steinbuch
Moderation und Gespräche: Miryam Schellbach

Szenische Lesungen von Auszügen aus:
»Die Verlobung in St. Domingo – Ein Widerspruch« (Necati Öziri)
»Mit Dolores habt ihr nicht gerechnet« (Tucké Royale)
»Was glänzt« (Gerhild Steinbuch)
Einrichtung: Lea Gockel
Mit: Jonathan Lutz*, Nora Solcher*, Mark Tumba, Sabah Zora*
*Mitglieder des Studiojahres Schauspiel. Das Studiojahr Schauspiel wird ermöglicht durch die Aventis Foundation und die Crespo Foundation.

In den letzten Jahren sind eine Reihe neuer Theaterarbeiten entstanden, die ausdrücklich auf die gesellschaftliche Gegenwart reagieren, sie aufnehmen und verarbeiten. Zusätzlich hat auch die Dichte an Diskursreihen an den deutschsprachigen Theatern unübersehbar zugenommen. Erleben wir eine Politisierung des Theaters? Oder wird dabei nur abgebildet, was das Theater eigentlich schon immer ausgemacht hat? Diese Fragen stehen im Fokus einer Begegnung ganz unterschiedlicher Positionen von Autor*innenschaft im Theater.


ca. 17 Uhr
Panel IV
Vielfalt ohne Einheit: Erinnerungsnarrative in der Prosa
Lesungen aus den aktuellen Romanen und Gespräche
Mit:
Marina Frenk
Ronya Othmann
Deniz Utlu
Olivia Wenzel – Performance mit Malu Peeters
Moderation und Gespräche: Miryam Schellbach

Die Prosa ist in Bewegung gekommen. Unübersehbar ist sie zum Ort für die Geschichte derjenigen geworden, deren Perspektiven in der offiziellen Erzählung oftmals vergessen oder verdrängt werden. Dabei nimmt das erinnernde Erzählen einen wichtigen Platz ein – wobei der Grad der Fiktionalisierung des Geschehens eine offene Frage bleibt, der dieses Panel unter anderem nachgehen wird.

ca. 19 Uhr
Panel V
Wehrhafte Poesie und poetische Wehrhaftigkeit
Poetische Lesungen
Mit:
Alexandru Bulucz
Max Czollek
Sandra Gugic
Lea Schneider
Moderation: Miryam Schellbach

Die Lyrik hat es besonders schwer, wenn es um einen Gesellschaftsbezug geht. Hartnäckig hält sich die Behauptung, mit dem Adjektiv politisch hafte Gedichten zugleich etwas Vulgäres an, was sie weniger erhaben, weniger glänzend und lyrisch mache. Ein Blick auf die deutschsprachige Lyrik zeigt, dass diese Perspektive nicht der Realität entspricht. Dass beides geht: eine Befasstheit mit drängenden Fragen der Gegenwart – und eine Literarizität, die in nichts dahinter zurücksteht.


Weitere Informationen
www.textland-online.de
www.studionaxos.de
www.tdjml.org
Das Textland Literaturfest 2020 wird gefördert durch die Dr. Marschner Stiftung, den Kulturfonds Frankfurt RheinMain, das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst und das Kulturamt Frankfurt.

Das Projekt Tage der Jüdisch-Muslimischen Leitkultur befindet sich in Trägerschaft der Leo Baeck Foundation.

VIDEO-MITSCHNITT PANEL I+II
Die Idee der deutschen Leitkultur ist am Ende. [...] Ziel ist eine Gesellschaft, in der man auch ohne Angst verschieden sein kann. Auch mit den Mitteln der Kunst.
Max Czollek
PODCAST ZUR VERANSTALTUNG