Sonne/Luft

Foto: Jessica Schäfer
von Elfriede Jelinek
Kammerspiele
Premiere 01. Dezember 2023
ca. 1 Stunde 45 Minuten, keine Pause

Termine

https://www.schauspielfrankfurt.de Schauspiel Frankfurt Neue Mainzer Straße 17, 60311 Frankfurt am Main
Fr. 29.11.2024
20.00–21.45
https://www.schauspielfrankfurt.de Schauspiel Frankfurt Neue Mainzer Straße 17, 60311 Frankfurt am Main
So. 29.12.2024
18.00–19.45
Einführung 17.30
Vorverkauf ab 11. November
INHALT
Die Sonne hat genug von der Erde und den Menschen, die sie so lange zugrunde gerichtet haben: »Dieser lächerliche Fettklops voll Klopapier, Dreck, Schaum und Abschaum«. Die Sonne lacht, sie brennt, sie verbrennt die Felder, sie lässt den Meeresspiegel steigen, Fluten heraufkommen und sie weiß, dass das Ende des Menschen sowieso gekommen ist, auch wenn die Menschen noch versuchen, sich am Strand aufzuhalten und es sich in der Sonne, trotz aller Besorgnisse um die Zukunft, schön machen. Der Mensch hat zu lange versucht in all seiner Hybris sich die Natur zu eigen zu machen. Dass diese Zeit vorbei sein wird, darüber freut sich auch die Luft.

Literaturnobelpreisträgerin Elfriede Jelinek hat mit »Sonne/Luft« einen vielstimmigen, gleichermaßen heiteren wie gnadenlosen Text über den Klimakollaps geschrieben, ohne es explizit werden zu lassen. Regisseurin Lilja Rupprecht wird in ihrer Inszenierung dieser Vielstimmigkeit auf die Spur gehen und untersuchen, wieviel echte Natur uns überhaupt noch umgibt, bzw. wie sehr wir es uns in der Kulissenhaftigkeit unseres Daseins eingerichtet haben.

INHALTSWARNUNGEN
Einige unserer Inszenierungen enthalten potenziell sensible Inhalte, die bei manchen Menschen starke negative Emotionen auslösen oder (re-)traumatisierende Erinnerungen hervorrufen können. Wenn Sie zu bestimmten Themen vorab Informationen benötigen, melden Sie sich gern bei der/dem für diese Inszenierung zuständigen Dramaturg:in unter katrin.spira@buehnen-frankfurt.de.
PRESSESTIMMEN
»Es gab insgesamt viele Details und viele schöne Inszenierungsideen. […] Es war Wissenschaft, es war Sprachspiel, es war Lebensalltag, aber auch der Kalauer kam vor. Es waren viele Ebenen im Spiel […], thematisch wurde in sehr dichten Sätzen viel aufgefahren, das auch sehr abwechslungsreich gespielt wurde. […] Vom Ensemble würde das Stück insgesamt sehr spielfreudig umgesetzt. Diese aufgesetzte Fröhlichkeit haben sie herrlich herausgebracht unter der Regie von Lilja Rupprecht, in einem sehr schönen, kongenialen Bühnenbild von Christina Schmitt. Diese simulierte Wohlfühloase inmitten der Katastrophe war die sehr überzeugende Grundidee. ›Wir machen alles immer noch schlimmer, aber wir tun einfach so, als hätten wir weiter Spaß.‹ Diese absurde Situation war sehr gut dargestellt, vor allem die Grundidee, einmal die Perspektive umzukehren – den Klimakollaps aus der Perspektive des Fixsterns Sonne und der Luft zu zeigen – eine wirklich originelle Idee, und gut auf die Bühne gebracht.«
hr2 Frühkritik, 06.12.2023
»Bewundernswert, wie Christina Geiße, Manja Kuhl, Annie Nowak und Sebastian Reiß mit diesen Satzkaskaden umgehen, wie sie sie mal in lockerem Parlando daherplaudern, mal mit Pathos deklamieren, mal bekenntnishaft in eine Kamera (Videotechnik Moritz Grewenig) sprechen.«
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 04.12.2023
»In den Kammerspielen des Schauspiels Frankfurt präsentiert nun Lilja Rupprecht mit einem äußerst fidelen Quintett ihre aufgeräumte bis aufgekratzte Variante. Heruntergekürzt auf 110 pausenlose Minuten, in denen man nichts vermissen wird und viel geboten bekommt. […] Auch in Frankfurt wird es dem Publikum leicht gemacht, über die Drohungen der eiskalten Sonne zu lachen. Sie tritt zu fünft auf, zu erkennen an den goldenen Anzügen. Christina Geiße, Manja Kuhl, Annie Nowak und Sebastian Reiß, ein wunderbar aufeinander eingespieltes Trüppchen, manchmal wie ein einziger vierköpfig plappernder Körperknäuel, schiebt sich gemeinsam mit dem Musiker Philipp Rohmer auf einem Steg vor den Vorhang. […] Als Zuschauerin hat man seine Freude am strahlenden Witz und Gewitzel des Ensembles, gut einstudiert, so gut, dass es jetzt wieder lässig und spontan wirkt. […] Die Kostüme von Annelies Vanlaere sind eine schöne Fantasterei, nach den goldenen Anzügen sind unter anderem spektakuläre Unterrock-Arrangements zu sehen.«
Frankfurter Rundschau, 04.12.2023
»Elfriede Jelineks rasanter vor einem Jahr geschriebener Klimakollaps ›Sonne/Luft‹ jedenfalls rauscht in den Kammerspielen des Schauspiels Frankfurt anfangs als glamouröse, hochtourige Sunshine-Show über die Bühne. […] Rupprecht hat Jelineks bisweilen oberlehrerhaften Ton im heiteren Sonnensturm aufgelöst und ihre geschwätzige Textkaskade klug zusammengestrichen. Wieder ist es das alle überragende Jungtalent Annie Nowak als einfältiges Plappermaul, die es meisterlich schafft, die komplexen, zwischen Worthülsen aus antiker Mythologie, Standup-Comedy und Philosophengedrechsel changierende Sprache mit Leben zu füllen. Man möchte ihr ewig zuschauen, wie sie von einem Ohr zum anderen grinst, munter in schwarzer Tüllpracht auf dem Skateboard als ›wesenloser Aschekern‹ dem Weltenbrand entgegenschippert oder am romantischen Studio-Lagerfeuer bei Fertigpizza den schier endlosen Nonsens-Kanon zu intonieren beginnt: ›Wir machen alles immer noch schlimmer.‹«
Frankfurter Neue Presse, 05.12.2023
»Blitzschnell wechselt sie (Annie Nowak) Ton und Gestus (kindlich, trotzig, albern, böse) und scheint wie gemacht für die mit abrupten Spurwechseln aufwartenden Jelinek-Kaskaden. Dabei meint man ihrem anarchischen Spiel anzumerken, dass sie mit unbedingtem Spaß bei der Sache ist.«
nachtkritik.de, 02.12.2023
»Hier gelingt es auch dank eines staunenswert munteren Schauspiel-Quartetts in crazy Kostümen (Annelies Valaere), das Jelineks […] Materialmasse textsicher rhythmisiert und auch in Choreografien und Live-Videos lustvoll verkörpert. Allen voran agiert Annie Nowak, die sich in jede szenische Idee – und sei sie noch so irrwitzig – mit einer Begeisterung hineinwirft, der man sich kaum entziehen kann.«
Darmstädter Echo, 04.12.2023
»So wahnsinnig wie wahnsinnig aktuell. Annie Nowak, Manja Kuhl, Christina Geiße und Sebastian Reiß galoppieren deklamierend durch den Text, singen zur live eingespielten Musik von Philipp Rohmer, scherzen schön frontal ins Publikum, atemlos das Ganze, dazu perfekt – wieder einmal – choreographiert. Zum Brüllen komisch, diese selbstverliebte Sonne und die Blödheit der Menschen. […] Elfriede Jelinek auf die Bühne zu bringen – da wandert man auf einem schmalen Grat. Der unglaubliche Scharfsinn, die Bitternis der Ironie, die sie hier benutzt, um die Klimakatastrophe, um die Flüchtlingsströme, um die Welt zu […] kommentieren, braucht auch ein karges Innehalten, das verstört. Sebastian Reiß kann das. Man meint zu hören, wie er die Worte beim Sprechen gleichzeitig reflektiert, die Verzweiflung spielt er unter der Textfläche gleich mit.«
Strandgut, 01/2024
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