Macbeth

Foto: Thomas Aurin
von William Shakespeare
Schauspielhaus
Premiere 14. April 2023
ca. 2 Stunden 20 Minuten, keine Pause
Performances with English surtitles: Please indicate at the box office whether you would like a seat with surtitles when purchasing a ticket. You can also buy your ticket online. For the best view we recommend rows 09-20. Surtitels are kindly supported by Patronatsverein.
TEAM
Bühne: Oleg Golovko
Musik/ Sounddesign: Timofey Pastukhov
Koordination und Assistenz: Rustam Akhmedshin
BESETZUNG
Lotte Schubert (Lady Macbeth)
Torsten Flassig (Macduff)
Anna Kubin (Lady Macduff)
Mark Tumba (Banquo)
Miguel Klein Medina (Soldat / Mörder / Arzt)
Marie Julie Bretschneider (Kammerfrau Lady Macbeth)
Daniel Hartlaub, Annabelle Krukow, Sandra Regenbogen, Anhard von Thüngen (Statisterie)
INHALT
Macbeth kann Herrscher werden und will es. In der Inszenierung des russischen Regisseurs Timofej Kuljabin gibt es keine Unheilsschwestern, keinen Glauben an Magie und Mystik, dafür aber einen Mann, dessen unstillbares Verlangen nach Macht ihn zum Tyrannen und Mörder werden lässt. Bei Kuljabin ist Duncan, der König, Macbeth‘ Vater, Banquo und Macduff seine Brüder. Macbeth begeht also einen Vater- und Brudermord, um sein Ziel zu erreichen. Es ist das Psychogramm eines Zerrissenen, der Lust am Bösen hat, der allerorts Angst verbreitet und alles, was sich ihm in den Weg stellt, auslöscht. Und sei es seine eigene Frau, Lady Macbeth. Es bleibt die beunruhigende Frage: Was kommt danach?
INHALTSWARNUNGEN
Einige unserer Inszenierungen enthalten potenziell sensible Inhalte, die bei manchen Menschen starke negative Emotionen auslösen oder (re-)traumatisierende Erinnerungen hervorrufen können. Wenn Sie zu bestimmten Themen vorab Informationen benötigen, schreiben Sie uns gern unter Dramaturgie.Schauspiel@buehnen-frankfurt.de.
ENGLISH VERSION
Macbeth can become king, so he has to become king. Macbeth has already defeated the Thane of Cawdor and the Norwegians in battle on behalf of King Duncan. According to one prophecy, he will rule the kingdom himself. His reign of tyranny starts by murdering Duncan. In order to consolidate his power, he and his unscrupulous wife, Lady Macbeth, carry out their homicidal plan. When he is afflicted by pangs of guilt, attacks of fear and insomnia, Lady Macbeth uses her complete repertoire of manipulative strategies to build him back up again. One murder follows another, until the trail of blood leads to Macbeth’s own death and “the hour when European nihilism was born,” to quote the Swiss literary scholar Peter von Matt.
Shakespeare’s tragedy is the raw material for every thriller, Macbeth and Lady Macbeth the bloodthirstiest couple of killers in literary history. Is genuine evil a latent presence whenever a society’s structures of power are based on violence? How much Macbeth and Lady Macbeth is lurking inside us? How far will we go to achieve our ambitions for power and recognition? The celebrated Russian director Timofey Kulyabin, who is renowned for his precise psychological characterisation, investigates these questions.
PRESSESTIMMEN
»Das Böse ist nicht interessant, aber effizient. Timofej Kuljabin braucht am Schauspiel Frankfurt wenig Blut, um Shakespeares „Macbeth“ groß und aktuell zu erzählen. […] Sein Ansatz, der nicht abwegig, nicht einmal sonderlich originell ist, nimmt Fahrt auf, indem auf der Riesenbühne nicht nur konzipiert, sondern auch glänzend umgesetzt und vor allem glänzend gespielt wird. Viele Szenen sind messerscharf durchgefeilt, großes Theater und finsterer Gegenwartsblick eliminieren sich nicht gegenseitig. […] Dass Macbeth, das schwarze Loch, grinsend und schmatzend, so deutlich im Mittelpunkt steht, geht auf Kosten der Lady, die Lotte Schubert mit großartiger Natürlichkeit spielt, auch in einer sensibel gestalteten Wahnsinnsszene. […] Es ist zugleich ein Abend der Details, so sehr Macbeth die Bühne dominiert, so interessant sind doch die anderen, ausgeleuchtet gelegentlich gemäldehaft. Keine Typen, sondern Menschen, aber Menschen, die in der Öffentlichkeit stehen. Man erfährt von ihnen nur, was sie zeigen wollen oder was sie versehentlich zeigen. […] Flassigs Macduff hingegen bedient die PR-Erwartungen exzellent.«
Frankfurter Rundschau, 17. April 2023
»Und je länger der Abend dauert, je wuchtiger die filmreifen Industrial Sounds von Timofey Pastukhov im grauen Bunker das Blut aufpeitschen, desto stärker assoziiert das Publikum „Mütterchen“ Russland. […] Nicht nur hier erweist sich Kuljabin als meisterhafter Maler von Ohnmachtsszenen.«
Frankfurter Neue Presse, 17. April 2023
»Regisseur Timofej Kuljabin […] zeigt am Frankfurter Schauspiel einen schottischen Diktator, der Macputin heißen könnte. […] Die dunkle Energie, die diese Aufführung in 140 pausenlosen Minuten anreichert, ist massiv. […] Auch Maniac Macbeth darf als Entertainer glänzen, wenn er „I found my thrill on Blueberry Hill“ als dreckige Kriegserklärung an seine Gegner anstimmt.«
Allgemeine Zeitung Mainz, 15. April 2023
»Lotte Schubert spielt die Lady Macbeth als anfangs nur zu bereite Gattin eines Mannes, den sie zum Mord drängt und dann feststellen muss, dass die Grausamkeit, die Abkehr von allen sozialen Konventionen längst in ihm angelegt war, dass sie kein Monster geschaffen, sondern höchstens eines aus dem Schlaf erweckt hat. […] Der Abscheu, das Unverständnis, das Grauen, das sich verhalten und effizient auf dem Gesicht von Marie Julie Bretschneider abzeichnet, die Lady Macbeths Kammerfrau spielt, fügt sich glänzend in eine Inszenierung, die danach fragt, wie wir auf diejenigen blicken, für die Moral kaum mehr als eine hinderliche Konvention ist.«
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 17. April 2023
»Der russische Regisseur Timofej Kuljabin versetzt die blutige Shakespeare-Tragödie um den unbedingten Machtwillen in unser Medienzeitalter. […] Macbeth erscheint bei ihm als böser Geist. Der als Gast engagierte Moritz Kienemann spielt ihn mit schräg gelegtem Kopf als Zähne fletschenden, kinskihaft tobenden und Mick-Jagger-mäßig auftrumpfenden Performer, der alle um sich herum in den Schatten stellt. […] So bleibt an diesem Abend nur eine Frau übrig, die was zu melden hat: Lady Macbeth. Wohl eine der ungewöhnlichsten Frauenfiguren der Theatergeschichte. In Frankfurt verkörpert Lotte Schubert sie in elegantem Königsblau (Kostüme: Vlada Pomirkovannaya). […] Für die große Leinwand inszeniert Kuljabin auch seinen Protagonisten, als neurotischen Kindskopf mit Monsterattitüde.«
nachtkritik.de, 15. April 2023
»Anders als König Duncan, der stets Teil seines Umfelds bleibt, ist der Usurpator Macbeth schließlich aus sämtlichen Bindungen herausgelöst. Diese fatale Entfernung und nihilistische Verrohung, die auf eine noch lebende Person verweisen, zeigt Kienemann bravourös.«
Rhein-Neckar-Zeitung, 17. April 2023
»Er [Moritz Kienemann] spielt extrem körperbetont, extrem athletisch, er rennt über Tische, isst drei Äpfel auf einmal und speit sie wieder auf. […] Diese Doppeldeutigkeit aus Minderwertigkeit und Größenwahn, welche man aus der Psychoanalyse kennt, die beiden Seiten einer Medaille, die verkörpert er wie ein Wahngetriebener. […] Es gibt Musik, die wie eine Filmmusik wirkt. […] Es gibt sehr unterschiedliche Musiken, die immer wieder Stimmung aufgreifen. […] So kann man an jeder Figur zeigen, was es eigentlich ausmacht, wenn man keinen Widerstand leistet. Das ist sehr gut gemacht, denn es gibt eben nicht nur ein Motiv.« […] Ich finde, dass hier Kuljabin den Shakespeare-Text so extra ordinär auf die Bühne stellt und so ein neues Story-Telling hat, dass es für mich in erster Linie Theater ist. Auf einer Meta-Ebene lässt sich das alles konkret auf die Ukraine beziehen, aber für mich steht das Theatererlebnis im Vordergrund.«
Deutschlandfunk-Kultur, Fazit, 14. April 2023
»Kuljabin hat das Stück deutlich nach Russland verlegt. Das ist ein sehr überzeugendes Konzept und eben auch ein aktueller Kommentar zur Gegenwart. […] Moritz Kienemann spielt Macbeth […], der nicht durch seine körperliche Präsenz Gewalt ausstrahlt, aber eben durch seine mentale Aggressivität die Menschen um sich herum in Angst und Schrecken versetzt. […] Alles in allem sehr gute schauspielerische Leistungen.«
hr2-Frühkritik, 17. April 2023
»Die Bilderfindungen beziehen sich eindeutig auf Putin und Russland, aber es ist so viel mehr darin zu sehen. Oleg Golovko hat sich der Größe der Frankfurter Bühne bedient und sie als eine Art Bunker mit kathedralenhaft großen, mit Tarnfarbe gefleckten Fenstern ausgestattet, durch die spärliches Licht fällt. […] Moritz Kienemann lässt keine Gelegenheit aus, Macbeth als Monster zu stilisieren, dessen Spielfeld Sadismus und Verrat ist, und schon in der zweiten Szene kuschen wahrhaft alle. Seine Exaltiertheit trägt die fast zweieinhalb Stunden währende Inszenierung mühelos. Das hündische Hecheln, das kindhafte Greinen, das ekelhafte Fressen ist ihm ebenso wenig fremd wie ein tatsächlich grandios gesungenes »Blueberry Hill« auf dem Bankett, auf dem ihm der ermordete Banquo (Mark Tumba) erscheint. […] Lady Macbeth (Lotte Schubert) ist hier weniger eine Einflüsterin als eine Gespielin in ihrer gewalterfüllten Beziehung, bis sie das Jackett abstreift und im Unterkleid zu rührenden Ophelia wird.«
Strandgut, Mai 2023
»Doch bei aller Parallelführung der zeitlosen Shakespeare-Tragödie mit unserer tragischen Zeit steht Kuljabins Inszenierung ganz für sich. Denn sie bietet etwas, was nur großes Theater bieten kann: eine ästhetische Erfahrung. […] Mit fast traumatischer Eindringlichkeit wirken die Kontraste von Komik und Tragik, Stille und Brutalität. Und gerade dann, wenn nichts gesagt wird, entwickelt das Geschehen seinen stärksten Sog. Das spricht für die Regie. Das spricht für alle Darstellerinnen und Darsteller. Und ganz besonders spricht es für den Hauptdarsteller, Moritz Kienemann. Denn seinem psychopathischen Macbeth kann man sich nicht entziehen. Beinahe tut es weh, dem mörderischen Treiben auf der Bühne zuzusehen. Nur wegsehen kann man nicht. Man will eigentlich nur, dass es sofort aufhört – oder nie mehr endet.«
Journal Frankfurt, Mai 2023
»Macbeth, gespielt von Gast Moritz Kienemann, ist ein rast- und ruheloser, gar etwas schüchterner Krieger, der nach erfolgreicher Schlacht noch zwischen den Leichensäcken seiner Gegner herumschleicht, während andere bereits den Sieg feiern. Nervös titscht Kienemann durch die düstere Leichenhalle beißt unentschlossen in einen Apfel, hört Stimmen, die ihn als künftigen König ansprechen. […] Peter Schröder, im Ensemble auf alte, würdevolle Herrscherfiguren abonniert, gibt einen betont gutwilligen König Duncan. […] Die Stimmung ist angemessen düster und brutal, Macbeth wird zum hinterhältigen, unberechenbaren Koller, der auch dem kumpeligen Banquo (Mark Tumba) in nächtlichen Schatten hinterherstellt. […] Es gibt herrlich schaurige Momente in diesem »Macbeth«, solche, die in die Abgründe des Mannseins abtauchen wollen, den Strukturen der Macht nachgehen und die natürlich auch an das Putin-Regime erinnern sollen.«
Theater heute, Juni 2023
Foto: Thomas Aurin
Something wicked this way comes
AUDIO-EINFÜHRUNG

Probenbesuch bei »Macbeth«