Die verlorene Ehre der Katharina Blum
von Heinrich Böll
Bühnenfassung von John von Düffel
Bühnenfassung von John von Düffel
Kammerspiele
Premiere 19. Januar 2024
1 Stunde 35 Minuten ohne Pause
Termine
Mi. 20.11.2024
20.00–21.35
Ausverkauft
evtl. Restkarten an der Abendkasse
So. 24.11.2024
18.00–19.35
Ausverkauft
evtl. Restkarten an der Abendkasse
So. 01.12.2024
18.00–19.35
Ausverkauft
evtl. Restkarten an der Abendkasse
So. 22.12.2024
18.00–19.35
Vorverkauf ab 11. November
TEAM
Regie: Sapir Heller
Bühne und Kostüme: Ursula Gaisböck
Musik: Gustavo Strauß
Video: Lion Bischof
Dramaturgie: Lena Wontorra
Licht: Ellen Jaeger
BESETZUNG
Sarah Grunert (Katharina Blum)
Christoph Bornmüller (Hauptkommissar Beizmenne / Alois Sträubleder)
Stefan Graf (Kriminalassistent Moeding / Werner Tötges, Journalist)
Peter Schröder (Staatsanwalt Hach / Dr. Hubert Blorna, Anwalt)
Melanie Straub (Dr. Trude Blorna, Architektin)
INHALT
Die 26-jährige Katharina Blum steht unter Verdacht, Mitwisserin einer umfangreichen Betrugsaffäre zu sein, nachdem sie eine Karnevalsparty mit einem gewissen – und ihr bis dato unbekannten – Ludwig Götten verließ. Nicht nur wird sie daraufhin stundenlang von der Polizei befragt, vor allem startet die ZEITUNG einen wahrhaftigen Shitstorm gegen die junge Hauswirtschafterin. Blum wird öffentlich als Mittäterin und »Flittchen« diffamiert, Aussagen von ihr nahestehenden Personen werden umformuliert und verfälscht wiedergegeben, die Boulevardredakteure lassen nicht mehr von ihr ab.
»Wie Gewalt entstehen kann und wohin sie führt« lautet der erweiterte Titel dieser 1974 erschienenen Erzählung des Schriftstellers Heinrich Böll. Denn durch die Kampagne gegen Katharina Blum wird diese wirklich zur Täterin und erschießt den dafür verantwortlichen Journalisten.
Heinrich Böll gibt in einer vorangestellten Notiz an: »Sollten sich (...) Ähnlichkeiten mit den Praktiken der Bild-Zeitung ergeben haben, so sind diese Ähnlichkeiten weder beabsichtigt noch zufällig, sondern unvermeidlich« und beschrieb die Erzählung später als Pamphlet, das auf die konfliktverstärkende Rolle des Boulevardjournalismus in der öffentlichen Beachtung der Roten Armee Fraktion Bezug nehme. Er selbst hatte sich zuvor als Opfer einer solchen Medienkampagne gesehen und stellt an Katharina Blums Fall das Vorgehen der Presse beispielhaft zur Schau. Die Regisseurin Sapir Heller inszeniert diese Erzählung als temporeiche Verfolgungsjagd, die auf die Nähe des inzwischen allgegenwärtigen Sensationsjournalismus zum heutigen Populismus verweist.
»Wie Gewalt entstehen kann und wohin sie führt« lautet der erweiterte Titel dieser 1974 erschienenen Erzählung des Schriftstellers Heinrich Böll. Denn durch die Kampagne gegen Katharina Blum wird diese wirklich zur Täterin und erschießt den dafür verantwortlichen Journalisten.
Heinrich Böll gibt in einer vorangestellten Notiz an: »Sollten sich (...) Ähnlichkeiten mit den Praktiken der Bild-Zeitung ergeben haben, so sind diese Ähnlichkeiten weder beabsichtigt noch zufällig, sondern unvermeidlich« und beschrieb die Erzählung später als Pamphlet, das auf die konfliktverstärkende Rolle des Boulevardjournalismus in der öffentlichen Beachtung der Roten Armee Fraktion Bezug nehme. Er selbst hatte sich zuvor als Opfer einer solchen Medienkampagne gesehen und stellt an Katharina Blums Fall das Vorgehen der Presse beispielhaft zur Schau. Die Regisseurin Sapir Heller inszeniert diese Erzählung als temporeiche Verfolgungsjagd, die auf die Nähe des inzwischen allgegenwärtigen Sensationsjournalismus zum heutigen Populismus verweist.
INHALTSWARNUNGEN
Einige unserer Inszenierungen enthalten potenziell sensible Inhalte, die bei manchen Menschen starke negative Emotionen auslösen oder (re-)traumatisierende Erinnerungen hervorrufen können. Wenn Sie zu bestimmten Themen vorab Informationen benötigen, schreiben Sie uns gern unter Dramaturgie.Schauspiel@buehnen-frankfurt.de.
PRESSESTIMMEN
»Katharina Blums Leben wird in den Frankfurter Kammerspielen zur Show gemacht, in deren Mitte eine leidende Frau steht, für die Sarah Grunert nicht weniger als eine Idealbesetzung ist. Die sachlich gefasste Kühle ihrer Titelfigur, die ihre journalistischen Verfolger perfide zur Eiseskälte umdeuten, hat sie in dieser fast ungewöhnlich traditionellen Kammerspielform wie einen gut sitzenden Handschuh angezogen. […] Doch Regisseurin Sapir Heller bietet auch die große Show, neben Kammerspiel auch Glitzer-Zirkus zwischen Comedy, Spiel-Show und karnevalistischer Narretei. Humor ist also auch im Spiel […].«
Mannheimer Morgen, 24.01.2024
»Stefan Graf entfaltet genüsslich das Billige, Perfide, Schleimige dieses Rädchens nun in einem Multimediakonzern. Man amüsiert sich, bei aller Bitterkeit, königlich, wenn in einem Videoclip-Gewitter Persiflagen von zum Teil sehr gut erkennbaren Influencern und von noch mehr sehr aktuellen Filterblasen eingeblendet werden. Wie diese fragmentierte Öffentlichkeit der Likes und Wischs sich in den kleinen Clips immerzu selbst bespiegelt und dafür gnadenlos das Opfer zerfleischt, ist ebenso böse wie komisch. Ein Kontrast zu jener Zärtlichkeit, die Katharina Blum ersehnt.«
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 22.01.2024
»Sarah Grunert ist die eigentliche Sensation […]. Grunert spielt die Hauptrolle wie einen Fels in der Brandung - der sich doch sachte bewegt im Sturm. Weil die Frau doch nicht aus Eis ist, wie ihr die Zeitung immer wieder gerne unterstellt. Sondern ein Mensch aus Fleisch und Blut ist. […] Sapir Heller gelingt es in ihrer Inszenierung, der Geschichte einen zeitgenössischen Anstrich zu verleihen.«
Main-Echo, 23.01.2024
»In den Kammerspielen des Schauspiels Frankfurt stellt die junge israelische Regisseurin Sapir Heller jetzt eine schnörkellose, erstaunlicherweise durch keinerlei Patina verkrustete Bühnenfassung der Böll‘schen Erzählung auf die Bühne. Gut gespielt und pfiffig bebildert, ist die Frankfurter Anderthalb-Stunden-Veranstaltung ein tatsächlich hochaktueller Beitrag zum Thema Meinungsmache und Desinformation. […] Das Timing stimmt, und kleine Übertreibungen, Extemporés, Revue-Anleihen sind stilvoll gesetzt.«
Darmstädter Echo, 22.01.2024
»In diesem unterhaltenden Krimi gibt es eben Jäger und Gejagte. Dass dabei immer wieder journalistische Nebelbomben geworfen werden, sorgt für zusätzliche Spannung. Diesem Medien-Dschungel mit seinem Hauen und Stechen setzt Sarah Grunert eine sanfte und authentische Katharina Blum entgegen […]. Sie ist keineswegs das ›Blümelein‹, das darauf wartet, von den Männern gepflückt zu werden, aber auch kein Mauerblümchen. […] Insgesamt kam Bölls ›Katharina Blum‹ mit der Musik von Gustavo Strauß und den Videos von Lion Bischof so quirlig wie aktuell über die Rampe. – Begeisterter Applaus.«
Rhein-Neckar-Zeitung, 21.01.2024
»Der Schauspieler Stefan Graf schlüpft in unterschiedliche Profile. […] Das ist zum Lachen und gleichzeitig bitterwahr. Diese Videos funktionieren viel besser als vorgelesene Zeitungsmeldungen […]. Die Parodien täuschen nicht darüber hinweg, dass der Regisseurin der Untertitel der Erzählung am Herzen liegt ›Wie Gewalt entstehen und wohin sie führen kann‹.«
Deutschlandfunk - Kultur heute, 24.01.2024
»Das trefflich besetzte Ensemble setzt das […] Stück in meist wunderbar überzeichneten Mehrfachrollen […] mitreißend um. Stefan Graf beeindruckt nicht nur durch seine Wandelbarkeit als arrogant-verschlagener Bildreporter Tötges (!) und beflissener Polizeibeamter Moeding, sondern auch in einem recht lang geratenen, doch köstlichen Videopotpourri, das die deutsche Social-Media-Szene für viele im Saal erkennbar karikiert. Dem Ermittler Beizmenne gibt Christoph Bornmüller […] ein zwielichtiges toxisches Profil. Großartig auch sein schmieriger Auftritt als Alois Sträubleder, dem betuchten Verehrer Katharinas.«
Strandgut, 02/2024
»In Frankfurt zielt ›Katharina Blum‹ auf unsere Social-Media-Welt. […] Graf ist es auch, der den Turning Point der Inszenierung vollzieht. Um das Ganze weg von der Bildzeitung und den siebziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts hin ins Heute zu hieven, flimmert am oberen Bühnenrand ein Video vorbei, das digitale Mächte feiert. […] Das ist wirklich gut und humorvoll gemacht […]. Ein guter Kniff, um die Jetztzeit einzuläuten. Hetzkampagnen sind schließlich kein Privileg der Boulevardpresse mehr, sondern taugen als Feierabendsport für alle.«
Theater der Zeit, 03/2024
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»Ich stelle nur Fragen.«