Woyzeck
von Georg Büchner
Schauspielhaus
Premiere 30. September 2017
1 Stunde und 30 Minuten
TEAM
Regie: Roger Vontobel
Bühne: Claudia Rohner
Kostüme: Ellen Hofmann
Musik: Orm Finnendahl
Video: Clemens Walter
Dramaturgie: Marion Tiedtke
BESETZUNG
Jana Schulz (Woyzeck)
Friederike Ott (Marie)
Andreas Vögler (Andres)
Wolfgang Pregler (Hauptmann)
Matthias Redlhammer (Doktor)
André Meyer (Tambourmajor)
Fridolin Sandmeyer (Unteroffizier)
Anna Kubin (Magareth)
Liam Engel, Karol Niewiadomski, Laurens Reinhart (Ein Kind)
Marco Ramaglia (Piano)
Yuka Ohta (Perkussion)
Tobias Hagedorn, Orm Finnendahl (Klangregie)
Oliver Rossol (Live-Video)
INHALT
»Woyzeck« ist das berühmteste Dramenfragment der Theatergeschichte und Büchner der berühmteste Dramatiker aus Hessen. Noch kurz vor seinem Tod 1837 hat der damals 23-jährige Doktor der Medizin mit seinen Szenen eine Dramaturgie der Moderne kreiert, die bis heute unsere Lese- und Seherfahrungen prägt: Kurze Sätze, abrupte Szenenenden, parallele Erzählstränge und schnelle Orts- und Zeitwechsel generieren eine Welt, die für den Menschen selbst zum Fragment wird. Woyzeck ist nicht nur das Opfer sozialer Verhältnisse oder ein pathologischer Musterfall. In seinem Drama seziert Büchner zugleich die Erfahrung einer neuen Obdachlosigkeit: ein Leben, das kein Sinn und keine Moral mehr zusammenhält, auch nicht das kleine Glück der Familie oder das große Glück der Liebe. Die Welt zerfällt in den Augen Woyzecks in eine Unverbindlichkeit, in deren Mitte er zum Spielball der Anderen wird. Der Gott, auf den Woyzeck sich beruft, hat die Welt längst verlassen.
PRESSESTIMMEN
»Regisseur Roger Vontobel hat Woyzeck mit Jana Schulz besetzt, mit einer der zerbrechlichsten, empfindsamsten, irritierbarsten Schauspielerinnen, die derzeit auf deutschen Bühnen stehen. Und deshalb ist die Eingangsszene, in der Woyzeck Stöckchen schnitzend auf einer riesigen leeren und dunklen Bühne steht, ungeheuer zart, tastend, lyrisch, elegisch.«
Frankfurter Neue Presse, 2. Oktober 2017
»Es gibt immer wieder Szenen in dieser Inszenierung, die sehr dicht sind emotional. Von Anfang an gibt es eine beklemmende Reibung zwischen Romantik und unbeherrschbaren Schrecken. […] Das Ganze ist ziemlich effektsicher, aber es verfehlt seinen Eindruck tatsächlich auch nicht. Sehr berührend, selten so aus dem Theater herausgekommen. […] Unbedingt sehenswert!«
hr2-Frühkritik, 2. Oktober 2017
»Sie (Jana Schulz) sprengt die Grenzen des gendergebundenen Spiels. […] Dieser Woyzeck ist im Prinzip ein Mensch unserer Gesellschaft, überwältigt von den Gefühlen, überwältigt von dem, was passiert, ausgenutzt von autoritären Machtstrukturen, schutzlos ausgeliefert, ein Opfer. Das ist sehr sehr gut gelungen durch die Fokussierung auf Jana Schulz.«
DLF-Kultur, Fazit, 30. September 2017
»Sie (Jana Schulz) beherrscht sie natürlich, die Körperkunst des zeitgenössischen Schauspielens, aber es ist noch besser, sie zu sehen, wie sie bloß so dasteht und schaut und als leidender junger Woyzeck versucht, die subjektiv, aber auch objektiv gespenstische Welt um sich her zu verstehen.«
Frankfurter Rundschau, 2. Oktober 2017
»Jana Schulz ist Woyzeck – ganz und gar mit Haut und Haaren. In ihrer androgynen Gestalt nimmt sie hochsensibel alle beängstigenden Schwingungen der Umwelt wahr. «
Gießener Allgemeine Zeitung, 1. Oktober 2017
»Dieser Woyzeck ist einfach nur Mensch, gespielt in einer wunderbar unprätentiös emphatischen Art. So ungeheuer beinahe wie Jekyll und Hyde wechselt Friederike Ott als Marie von Armer-Leute-Einfalt zum mondän schillernden Discoluder. Ein großartiges zentrales Paar.«
Offenbach Post, 2. Oktober 2017