The Nation II

Foto: Thomas Aurin
von Eric de Vroedt
Deutsch von Ira Wilhelm
Schauspielhaus
Deutschsprachige Erstaufführung 30. März 2019
ca. 2 Stunden 20 Minuten, eine Pause
BESETZUNG
Heiko Raulin (Martin Wolff / Thomas Sörensen)
Sebastian Kuschmann (Mark van Ommeren / John Landschot)
Altine Emini (Ludmilla Bratusek / Stefanie Müller)
Shenja Lacher (David Wilzen / Jörg van der Poot / Clown)
Samuel Simon (Damir Ahmedovic)
Dela Dabulamanzi (Mariam Traoré)
Claude De Demo (Sabine Kuypers / Hester Keursma / Neele Tromp)
Uwe Zerwer (Alexander Aschenbach / Bram Geissen / Robert Ackermann)
Heidi Ecks (Ida Aschenbach / Rechtsanwältin / Tina Toorenburg)
André Meyer (Der Bär)
Ramin Yazdani (Sadik Babacan / Adem Ahmedovic)
Eray Eğilmez (Stefan Bavert)
Saeed Queadruogo / Sophonias Amanueol (Ismael Ahmedovic (Kinderstatisterie))
Benjamin Lüdtke (Live-Video)
INHALT
Safe City heißt das neue Stadtviertel, das der Immobilieninvestor Jörg van der Poot in einer europäischen Großstadt entstehen lassen will. Doch am Tag der Grundsteinlegung erschüttert eine Meldung die Stadt: Im Multikulti-Quartier ist Ismael verschwunden, ein elfjähriger Junge. Ist er zuletzt beim Betreten einer Polizeiwache gesichtet worden? Oder auf der Baustelle von Safe City? Was hat der Junge gesehen? Jörg van der Poot und sein Gegenspieler, der Landtagsabgeordnete Martin Wolff, geraten in einen gnadenlosen Wettlauf um die Wahrheit. Und während ein Shitstorm nach dem anderen durch das Netz tobt und die Demonstranten vor der Polizeiwache mit Gewalt drohen, wird eine Frage immer dringender: Wo ist Ismael?
»The Nation« ist eine »Theater-Staffel« mit sechs Episoden, die an zwei verschiedenen Abenden gezeigt werden. Dabei entsteht mit jeder neuen Folge ein immer komplexeres Bild unserer Gegenwart: eine Welt voller Widersprüche und Konflikte, die der Regisseur David Bösch in all ihren Schattierungen zeigt.
Gefördert vom Patronatsverein.
PRESSESTIMMEN
»[…] Ein wirklich fordernder interessanter Theaterabend, bei dem wirklich die ganzen Widersprüche und Probleme der modernen multikulturellen Gesellschaft scharf pointiert, satirisch zum Thema gemacht werden […] Die Qualität dieser Produktion liegt […] darin, dass hier wirklich Positionen aufeinanderprallen und dass einem das Stück auch viel Stoff zum Nachdenken mit nach Hause gibt. […] Es ist ein Versuch das Theater mal anders zu machen, anders zu denken und das war ziemlich überzeugend. […] Es ist eine scharfe Analyse und Satire, wobei einfach diese Widersprüche sehr klar aufeinanderprallen. Mit dem Begriff der Nation untersucht der Niederländer Eric de Vroedt die Frage, wer wir sind und wie wir sein wollen, und da prallen eben alle mögliche Meinungen und Positionen aufeinander. […]«
hr2 Frühkritik, 30. März 2019
»[…] David Bösch inszeniert das zwar mit sehr breitem Pinsel aber doch zumeist kurzweilig und zudem mit einem angemessen multikulturellen Ensemble in dem etwa Dela Dabulamanzi als Ismaels Mutter auftrumpft. […] The Nation erweist sich […] als ein tauglicher Weg für Abwechslung im Spielplan zu sorgen und womöglich einmal ganz andere Leute ins Theater zu lotsen. […]«
Deutschlandfunk, 31. März 2019
»[…] Grandios die entgleisende Polittalkshow mit der genialen Claude De Demo, die das skurrile Engagement und die verheerende Oberflächlichkeit des Talkmasters so brutal auf die Schippe nimmt, dass ein normales Rezipieren von Polittalkshows endgültig unmöglich werden dürfte. […]«
Frankfurter Rundschau, 1. April 2019
»[…] De Vroedt beherrscht sein Handwerk meisterhaft, ohne Frage. […] Als Zuschauer hat man viel Vergnügen an diesem Ensemble. Zum Beispiel an der rotzigen, schnell ausflippenden Polizistin Ludmilla Bratusek von Altine Emini, der zickigen, hypermoralisierenden Konvertitin Ida Aschenbach von Heidi Ecks, ihrem verschobenen Mann Alexander (Uwe Zerwer), an Mutter Mariam (Dela Dabulamanzi), dem schwulen Sozi Martin (Heiko Raulin), dem fiesen Unternehmer David (Shenja Lacher) und der überdrehten Journalistin (Claude De Demo). Beifall! […]«
Frankfurter Neue Presse, 1. April 2019
»[…] Die mediale Spiegelung der Ereignisse über Fernsehen und Internet  ist ein Teil der Inszenierung. Und es gibt immer wieder kommentierende Rapvideos. Es ist famos und amüsant, wie André Meyer authentisch den Rapper mimt. […] Schauspielerische Glanzleistungen legen Heidi Ecks und Uwe Zerwer als die beiden Zieheltern des kleinen Jungen hin. Alt gewordene 68er wie aus dem Bilderbuch. Eine Karikatur zwar, doch eine der köstlichen Art. […]«
Offenbach Post, 1. April 2019
»[…] Es sind die starken Bilder (filmisch und szenisch), eine grandiose Ensembleleistung und die auf verschiedenen Ebenen angesprochene Frage, wie das WIR in unserer offenen und multikulturellen Gesellschaft künftig gestaltet sein soll, die stark für diesen Doppelabend sprechen. […]«
kulturfreak.de, 31. März 2019
»[…] Die exzellent gespielte Frankfurter Inszenierung unter der Regie von David Bösch zeigt »The Nation« als großen Bilderbogen: schrill und grell, dann wieder leise und intim. […] Ein Höhepunkt ist der Showdown zwischen Wolff und van der Poot, der mit seinen unvorhersehbaren Wendungen an Brechts »Im Dickicht der Städte« erinnert. Der private Kampf erscheint schon aus dem Grund als sozial (und in einer entpolitisierten Weise politisch), weil er in anderen Verhältnissen so nicht möglich wäre. […]»The Nation« zeigt, was politischen Theater heute leisten kann. Politisch ist diese Aufführung nicht aufgrund einer eindeutigen Botschaft, sondern weil sie Fragen aufwirft und die Mechanismen politischer und medialer Diskurse seziert. […]»The Nation« verdichtet die Zeit, in der wir leben und ist dabei spannend wie ein Thriller.«
neues Deutschland, 5. April 2019
»[…] Mit den Mitteln audiovisueller Mittel macht sich die darstellende Kunst interessant. […] Heiko Raulin hat als Politiker unter Verdacht allemal die schillerndste Rolle, verkörpert das Opfer und den Schurken gleichermaßen unwiderstehlich. […]«
Darmstädter Echo, 1. April 2019
Foto: Thomas Aurin