Gallus-Geschichten

Gebraucht werden. Nützlich sein. Dazu gehören. Ein gutes Gefühl. Oder: Benutzt werden? Objekt sein?
Wie wird über Arbeitsmigration und Einwanderung in Deutschland gesprochen? Wie wirkt das auf die Möglichkeiten zur Beheimatung von Zugewanderten? Mit der Bezeichnung »Anwerbung von Arbeitskräften« organisierten die Nationalsozialisten die Verschleppung von Zwangsarbeiter:innen. Die NS-Ideologie von Arbeit als »Dienst an der Volksgemeinschaft« macht die einen zu »deutschen Volksgenoss:innen«, die anderen zu »Fremd«- und Zwangsarbeiter:innen.
Nur 10 Jahre nach dem NS werden sogenannte »Gastarbeiter:innen« für den wirtschaftlichen Aufschwung Deutschlands angeworben.
Die Regeln der Arbeitsorganisation sind bis heute Regeln zum Gebrauch von Menschen. Wieviel ist ein Mensch wert? Was kann und muss neu erzählt werden?

Ein intergeneratives Ensemble stellt sich dem Abenteuer des Sortierens und Neu-Erzählens und schlägt Erinnerungsbögen aus einer Vielfalt von »Gallus-Geschichten«.

»Gallus-Geschichten« geht in drei miteinander verwobenen Projekten diesen Fragen nach – und zwar spezifisch im Frankfurter Stadtteil Gallus mit seinen Initiativen zur Aufarbeitung von NS-Verbrechen und Zwangsarbeit, seiner Geschichte von Arbeitskämpfen, Marginalisierung und migrantischer Selbstorganisation.

Zeit für Zeug:innen

Aus freien Stücken? Menschen machen Geschichte im Gallus

B-Heimat. Orte unserer Sehnsucht

Wir vernetzen uns mit Zeitzeug:innen und Institutionen vor Ort und suchen Verbindendes in separaten Erzählungen von Sehnsüchten und Perspektiven in verschiedenen Generationen. Ausdrucksformen zu finden in Perfomances, künstlerischen Aktionen und Theaterstücken in Stadtteil-Institutionen, im Stadtraum und im Schauspiel Frankfurt, sicht- und hörbar zu sein, darum wird es gehen.

Regie: Martina Droste
Premiere 08. März 2025

Zeit für Zeug:innen (UA)

Wer berichtet von früher und warum? Was wird erzählt und worüber wird geschwiegen? Was wird gehört und mit welchen Erwartungen? Zeitzeugnisse von Überlebenden des Holocaust gelten als Garanten eines lebendigen Geschichtsbewusstseins. Ausgehend von der Ausstellung »Ende der Zeitzeugenschaft?« richtet die partizipative Ausstellung »Zeitzeugenschaft. Ein Erinnerungslabor« im Historischen Museum Frankfurt den Blick auf Familiengeschichten, Diktaturerfahrungen, Bildungswege, politische Kämpfe, Migration oder den Umgang mit Krisen – und lädt das Junge Schauspiel darin zu künstlerischem Forschen ein. In einer vielstimmigen Performance zeigt ein diverses Ensemble, warum die Erzählungen von Zeitzeug*innen für uns heute relevant sind und Lebensgeschichten weiterzählt werden sollen.

Konzept und Regie: Martina Droste
Kostüme: Anna Sünkel
Komposition und Sounddesign: Max Mahlert
Chor: Christina Lutz

Uraufführung: 23. November 2024 / Historisches Museum Frankfurt

In Kooperation mit dem Historischen Museum Frankfurt

Aus freien Stücken?

Im Stadtteil Gallus setzt sich das Junge Schauspiel mit Geschichts- und Kulturvereinen sowie migrantischen Selbstorganisationen in Verbindung. Welche Erfahrungen, Perspektiven und Utopien stecken in diesem Engagement? Gemeinsam mit Künstler:innen entstehen aus dieser Vernetzung theatrale Interventionen, Social Media-Beiträge und Performances im Stadtraum.

Februar bis Juni 2025 / Diverse Orte im Gallus

In Kooperation mit
Geschichtsort Adlerwerke, Mehrgenerationenhaus - Kinder im Zentrum Gallus e.V., LAGG (Leben und Arbeiten im Gallus und in Griesheim e.V.), Gallus-Theater, Gallus Zentrum-Jugendkultur und Medien, Jugendkulturwerkstatt Falkenheim Gallus e.V., Jugendhilfe Paul Hindemith-Schule, Vereinen und Aktiven im Gallus

B-Heimat. Orte unserer Sehnsucht (UA)

Hiergeblieben. Nicht ganz aus freien Stücken. Angekommen?
Wie blicken Nachkommen ehemaliger NS-Zwangsarbeiter:innen auf Möglich­kei­ten der »Beheimatung«, auf Arbeit und Rassismus in Deutschland, wie ehemalige »Gastarbeiter:innen« und ihre Kinder- und Enkelgeneration, wie Menschen auf der Suche nach Schutz und Arbeit und wie junge Menschen auf ihrem Weg in die Zukunft?
Wo finden sich Spuren nationalsozialistischer Arbeitsideologie vom Dienst an der »deutsche Volksgemeinschaft« und einer mörderischen rassistischen Hierarchie bis heute in Haltungen zu Arbeitsmigration und Einwanderung in Deutschland?
Was erzählen »Anwerbeabkommen«, Ausschlüsse und Abwertungen über den Gebrauch von Menschen und die gesellschaftliche Organisation von Arbeit? Was kann, was muss neu erzählt werden?

Ein intergeneratives Ensemble stellt sich dem Abenteuer des Neu-Erzählens und Sortierens und schlägt Erinnerungsbögen aus einer Vielfalt von »Gallus-Geschichten«.

Konzept und Regie: Martina Droste
Bühne und Kostüme: Michela Kratzer
Komposition und Sounddesign: Max Mahlert
Chor: Christina Lutz

Uraufführung: 08. März 2025 / Kammerspiele

Förderer

Das Gesamtprojekt wird im Rahmen der Bildungsagenda NS-Unrecht von der Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft (EVZ) und dem Bundesministerium der Finanzen (BMF) gefördert.

Kooperations­partner:innen

  • Gallus Theater
  • Gallus Zentrum
  • Geschichtsort Adlerwerk
  • Historisches Museeum Frankfurt
  • Jugendkultur-Werkstatt Falkenheim Gallus E.V.
  • Jugendhilfe Paul-Hindemith-Schule
  • Jugendmigrationsdienst (JMD) im Quartier Gallus
  • Leben und Arbeiten im Gallus und Griesheim (LAGG)
  • Mehrgenerationenhaus Frankfurt Gallus