IchundIch
von Else Lasker-Schüler
Kammerspiele
Premiere 02. Oktober 2020
ca. 1 Stunde 15 Minuten, keine Pause
Hinweis: Bei der Aufführung kommt an einigen Stellen Stroboskoplicht zum Einsatz.
TEAM
Regie: Christina Tscharyiski
Ausstattung: Verena Dengler, Dominique Wiesbauer
Dramaturgie: Julia Weinreich
BESETZUNG
Friederike Ott (Die Dichterin)
Wolfgang Vogler (Mr. Swet)
Matthias Redlhammer (Faust)
Florian Mania (Mephisto 1 / Baal)
Amaru Albancando (Regie)
Anna Bardavelidze (von Schirach)
Heidi Ecks (Marte Schwertlein / Vogelscheuche)
Tanja Merlin Graf (Mephisto 2)
John Sander (Göring / Hitler)
Uwe Zerwer (Goebbels)
INHALT
Else Lasker-Schüler, expressionistische Lyrikerin und eigenwillige Künstlerin, beschritt radikal neue künstlerische Wege. Franz Marc malte ihr seinen berühmten »Turm der blauen Pferde«, Herwarth Walden, Herausgeber des Avantgarde-Zentralorgans »Sturm«, war ihr zweiter Ehemann, Georg Trakl und Oskar Kokoschka zählten u. a. zu ihren Vertrauten und Gottfried Benn hielt sie für die größte Dichterin Deutschlands. In ihrem letzten Dramenfragment »IchundIch«, das 1940/41 im Jerusalemer Exil entstand und sprachgewaltig die traumatische historische Situation reflektiert, ist die Hölle Schauplatz der Handlung: Faust, Mephisto und Marte Schwertlein treffen hier mit Hitler, Goebbels und Göring zu einem grotesk-komischen Stelldichein aufeinander, das in einem überraschenden Kompromiss endet. Der Teufel persönlich verbündet sich mit Faust gegen die Nazis, bis alle buchstäblich zur Hölle fahren.
PRESSESTIMMEN
»Wen soll man hier zuerst loben? Wohl die Ausstatterinnen Verena Dengler und Dominique Wiesbauer, die aus der Kammerspielbühne ein Traumland der Poesie namens Thebens gemacht haben. Mit Palmen aus Pappe vor einem Prospekt aus Sonne, Mond und Sternen, bunt belichtet von David Schecker. […] Nichts könnte die zersplitterte Phantasie der Dichterin besser abbilden als die farbigen Lichtspiele, das Hin und Her der Versatzstücke, die bizarren Kostüme. Dieses Inszenierungskonzept ist voll aufgegangen: Danke. Die Schauspieler treten als Ensemble im besten Sinne auf.«
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 6. Oktober 2020
»An den Kammerspielen des Frankfurter Schauspiels hat die junge Regisseurin Christina Tscharyiski alles andere als unpassend ein Theater von der Sorte »außer Rand und Band« inszeniert, eine grelle Revue. […] Grandios ist das Ensemble von 13 Personen in teils wechselnden Rollen, mit vielen auch sehr jungen Schauspielern.«
Frankfurter Neue Presse, 7. Oktober 2020
»Prächtig ist der Kopf der Dichterin mit seinem typischen Pagenschnitt als Skulptur, durch deren Öffnungen Friederike Ott linsen und das im Entstehen begriffene Spektakel begutachten kann. Das feine Granulat, das den Boden bedeckt, ist wohl nur billiger Schaumstoff, auch die farbenfrohen Kulissenmalereien sind allesamt handgemacht. Hier waltet eine entfesselt humoreske Fantasie, wie sie dem überbordend gestalterischen Furor des Textes entspricht.«
Süddeutsche Zeitung, 7. Oktober 2020
»Dabei ist sie (Christina Tscharyiski) Else Lasker-Schüler ganz nah gekommen. Ihre Inszenierung ist hingegeben an die Weltansicht, die Weltenflucht einer der größten Lyrikerinnen Deutschlands. Sie greift so spielerisch und verspielt und albern und überraschend, banal und auch tief und traurig und gewissermaßen ungeschützt den Faden dieses Stückes auf, dass ich ihr ganz, ganz viele Zuschauer wünsche, endlich volle Häuser und den Applaus, den sie mit ihrem Risiko verdient hat. […] Unschlagbar wie immer Heidi Ecks, die jeder Figur Menschlichkeit und Würde verleiht.«
Strandgut, November 2020
Es stürzt die Menschheit!