Malina

Foto: Jessica Schäfer
nach Ingeborg Bachmann
Für die Bühne bearbeitet von Lilja Rupprecht und Katrin Spira
Kammerspiele
Premiere 11. Juni 2021
ca. 2 Stunden, keine Pause
TEAM
Bühne: Anne Ehrlich
Dramaturgie: Katrin Spira
Licht: Marcel Heyde
INHALT
Es endet mit einem lautlosen Knall: »Es war Mord!« ist der berühmt gewordene Schlusssatz Ingeborg Bachmanns 1971 veröffentlichten Roman, mit dem die namenlose Ich-Erzählerin in einem Spalt der Wand ihrer Wiener Wohnung verschwindet. Vordergründig geht es in drei großen Kapiteln um die Dreiecksgeschichte zwischen der Erzählerin, dem viel reisenden Ungarn Ivan und dem braven Historiker Malina. Zu ihnen kommt »Der dritte Mann«, eine grausame, die Tochter zerstörende Vaterfigur. Persönliche und historische Erfahrungen Bachmanns durchweben den Text: Die gescheiterten Liebesbeziehungen zu Paul Celan und Max Frisch schimmern ebenso durch wie die Person von Bachmanns Vater, der 1932 in die NSDAP eingetreten war. Doch »Malina« ist keine Autobiografie. Die Figuren bleiben abstrakt und scharfsinnig. Im Zentrum steht die Frau, die sich bissig-humorvoll zu behaupten weiß, um im nächsten Moment dorthin zu gehen, wo die Worte schwer, fast unsagbar werden: zu den eigenen Ängsten und Traumata, aber auch dorthin, wo die Sehnsucht liegt, frei zu lieben und zu begehren.
PRESSESTIMMEN
»Regisseurin Lilja Rupprecht und Dramaturgin Katrin Spira haben den Roman für eine zweistündige, rasante Inszenierung für die Bühne adaptiert. Rupprecht inszeniert den dreiteiligen Roman als genderfluide Trauma-Elegie. […] So wie der Roman dreigliedrig ist, besteht auch dieser Theaterabend aus drei Akten. Die Handlung wird durch Monologpassagen, lyrische Einwürfe und Musikdarbietungen unterbrochen. Dadurch entsteht ein eindrucksvoller atmosphärischer Rahmen.«
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 14. Juni 2021
»Die äußerst sparsamen Klänge drängen sich nicht auf, flutschen immer wieder aus der bewussten Wahrnehmung, transportieren trotzdem Atmosphäre. […] Die Passionen und Obsessionen der Ingeborg Bachmann, wie sie vielleicht am heftigsten in diesem Roman ihren Ausdruck finden, bekommt Regisseurin Rupprecht in dieser lockeren, mäandernden, hypnotischen Form zu fassen. Ohne sich in Interpretationen versteigen zu müssen […] entsteht ein Gefühl für dieses Leben und für den Text«.
Frankfurter Rundschau, 14. Juni 2021
»Die Hamburgerin Rupprecht und die Dramaturgin Katrin Spira, die zusammen die Bearbeitung für die Bühne vornahmen, taten gut daran, sich nicht an genaueren Erklärungen zu versuchen. Das, was sich Handlung nennen lässt, bewegt sich in einer Flut von Gedanken, Anspielungen und Liedern, Fetzen von Beziehungen und Erinnerungen wabern durch den Raum, Realitäten verschwimmen mit Albträumen. […] Das Bühnenbild greift das schicksalhafte Chaos auf. […] Die sparsamen Klänge (Live-Musik von Philipp Rohmer) untermalen und kommentieren, drängen sich nicht auf und beeinflussen doch die Atmosphäre. Kecke Zwischentöne retten vor allzu großer Dramatik. Die Vielfalt und die Offenheit, die den Roman prägen, ist aus dem Stück nicht verschwunden. Zurück bleibt der nachwirkende Eindruck, ein Leben erlebt zu haben. Das darf letztlich genügen.«
AZ Mainz, 15 Juni 2021
»Lebhaft leuchten die 50 Jahre alten Sätze des dreiteiligen Romans, während seine mäandernden Perspektivwechsel im besten Sinne verunsichern.«
Frankfurter Neue Presse, 15. Juni 2021
Foto: Jessica Schäfer
Muss man ein Leben warten?
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